Ich sprach heute mit einem Bekannten, der mir Laufe unserer Unterhaltung erzählte, wie es ihm aktuell in seinem Job geht. Bis hier hin erstmal nichts Un- oder Außergewöhnliches.
Als er mir aber erzählte wie mit ihm umgegangen wird, zuckte ich innerlich (wie oft in solchen Unterhaltungen) zusammen.
Er erzählte mir, dass seine Motivation im Keller sei und dass er, gefühlt und für ihn auch real, null Wertschätzung erfahre für das was er jeden Tag leiste.
Ein Klassiker, wie ich ihn oft in Unternehmen erlebe.
Wertschätzung verbindet mein Bekannter im Übrigen weniger mit monetären Faktoren, sondern eher mit so scheinbar absurden Dingen wie: guter Kommunikation, Ehrlichkeit, Offenheit, sowie echtem Interesse an ihm und seinen Stärken.
Was mich zu folgender Frage bringt:
Was zum Teufel ist los mit Euch Führungskräften?
Bitte entschuldigt meinen so direkten Sprachgebrauch. Ich verstehe sehr wohl, vor allem aus eigener Erfahrung, dass Ihr als Führungskräfte oft im Hamsterrad gefangen seid. Spielball zwischen Unternehmensvorgaben, der eigenen Führungskraft, dem Team und all dem, was Euch selbst noch umtreibt.
Aber Herrgott nochmal, egal wie das Umfeld ist in dem Ihr arbeitet: es gab diesen einen Moment in dem Ihr Euch entschieden habt Führungskraft zu sein! Ergo: Verantwortung für die Menschen zu übernehmen, die Euch anvertraut wurden! Verantwortung zu übernehmen, für Euer Tun und Handeln! Dann, verdammt nochmal, tut auch alles dafür, dass Ihr diese Menschen wertschätzend behandelt!
Ja, auch dann, wenn Euch selbst nicht das gleiche widerfährt.
Und dafür bedarf es keiner großen Radschläge. Wertschätzung fängt ganz klar im Kleinen an.
Ihr könnt jeden Tag aufs Neue die Entscheidung treffen offen zu kommunizieren. Eure Mitarbeiter fragen wie es ihnen geht. Wohlwollendes und offenes Feedback geben. Sie anleiten und befähigen, dass Beste aus sich heraus zu holen. Klar zu sagen was geht oder was eben auch nicht geht. Eure Entscheidung bzw. die des Unternehmens transparent zu machen – natürlich immer so weit das möglich ist.
Ihr könnte Euch bewusst dafür entscheiden, dass jeder erst einmal eine Zehn ist. Das jeder einzelne Mitarbeiter Eures Teams die Leistung erbringt die er erbringen kann. Auf die Art und Weise wie es ihm möglich ist.
Ja, ich weiß. Vielleicht schwimme ich grade etwas an der Oberfläche. Und ja, ich weiß auch, dass der Ein oder Andere der das jetzt liest denkt: „Die hat gut reden. So einfach ist es eben nicht.“
Stimmt! Es ist auch nicht einfach. Keiner hat gesagt, dass Führung einfach ist und von heute auf morgen hervorragend funktioniert. Es bedeutet Arbeit. Arbeit an Euch selbst. Es bedarf eines hohen Maßes an Selbstreflektion und einer klaren inneren Haltung.
Es erfordert Mut. Mut, sich über Gebaren die in Eurem Unternehmen vielleicht üblich sind hinweg zu setzen. Mut, klare Entscheidungen zu treffen. Mut, Nahbarkeit und Verletzlichkeit zu zulassen. Denn das ist Eure Aufgabe als Führungskraft. Und ich kann versprechen, dass sich dieser Einsatz lohnen wird.
Und ganz ehrlich? Wenn Euch das zu viel ist oder Ihr diese Position eigentlich nie haben wolltet, dann habt auch den Mut zurückzutreten. Das wäre richtig und fair – für alle Beteiligten in diesem „Spiel“.
Es ist schon längst an der Zeit, dass Führung sich verändern muss. Hin zu Menschenorientierung, weg von Status, Macht oder patriarchischer Führung. Und auch wenn Ihr das große Rad nicht drehen könnt, Ihr könnt es jeden Tag im Kleinen und damit die Führung für Euch und Eure Mitarbeiter ein Stückchen besser machen.
Dabei wünsche ich Euch von ganzem Herzen Mut, Stärke und vor allem Achtsamkeit für Euer Tun und Handeln.
PS: Natürlich werden in meinem Artikel w/m/d angesprochen 🙂